GROH, K. & RICHLING, I. (2010): Veränderungen der Molluskenfauna auf ausgesuchten Maßnahmenflächen. In: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg [Hrsg.] mit Beiträgen von D. BAUMGÄRTNER, D. BERNAUER, E. BOLENDER, T. BREUNIG, C. DÜPMEIER, H. GEYER, K. GRABOW, K. GROH, A. HAFNER, O. HARMS, K. HOFMANN, H. HUNGER, K. KERN, R. KIRCHHOFFER, F. KÖNINGER, B. KRAUSS, H. LAUFER, F. LECHNER, J. LEHMANN, A. MARTENS, L. MURMANN-KRISTEN, H. MUSALL, G. ÖZKAN, L. PFANZ, A. RADKOWITSCH, I. RICHLING, A. SCHANOWSKI, H.-J. SCHECKELER, F.-J. SCHIEL, V. SPÄTH, P. VOGEL, C. WEBER, A. WOLF & P. ZIMMERMANN: Lebendige Rheinauen - Natur, Kultur und LIFE am nördlichen Oberrhein: 432-441, [Literatur: 450-456; Gesamtartenliste 6 pp. auf DVD]. Ubstadt-Weier (verlag regionalkultur).
Abstract:
Zur Grunderfassung und späteren Erfolgskontrolle auf neun
besprochenen Maßnahmenflächen wurden umfangreiche Weichtieraufsammlungen vornehmlich
2005/2006 und 2008/2009 durchgeführt. Die Bewertung beruht auf ca. 3 750 Nachweisen mit
fast 60 000 Einzelexemplaren. Das LIFE-Projektgebiet bietet mit 142 rezenten Arten einer
großen Vielfalt von Weichtieren Lebensraum, von denen rund zwei Fünftel auf den Roten
Listen Deutschlands (44 %) beziehungsweise Baden-Württembergs (39 %) stehen, darunter
mehrere vom Aussterben bedrohte oder stark gefährdete Arten. Mit der Flachen
Erbsenmuschel (Pisidium pseudosphaerium) und subrezenten Gehäusen des Flachen
Posthörnchens (Gyraulus riparius) wurden zwei Neunachweise für
Südwestdeutschland erbracht. Die hohe Zahl von 56 Wassermolluskenarten einschließlich
zahlreicher Spezialisten ist ein Zeichen für die hohe Qualität und Vielfalt der im
Gebiet vorhandenen Gewässerlebensräume.
Die Zielarten Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior), Bauchige Windelschnecke (V. moulinsiana) und Zierliche Tellerschnecke (Anisus vorticulus) sind an zahlreichen Standorten im Gebiet vorhanden und wurden mehrheitlich durch die Maßnahmen gefördert oder sind nicht geschädigt worden. Beide Windelschneckenarten haben sogar neue Populationen auf Rekultivierungsflächen oder zwischenzeitlich als Rohboden vorhandenen Bereichen in zum Teil sehr kurzer Zeit etabliert. Die Zierliche Tellerschnecke hat vor allem durch die Entschlammung und schonende Ausweitung von Wasserflächen profitiert. Maßnahmen an Gewässern, die den Charakter des Lebensraumes deutlich verändert haben, sind für die Gesamtmolluskenfauna bisher negativ zu bewerten, da die etablierten Arten nicht abwandern können und Weichtiere kein hohes Zuwanderungspotential haben. Die Auswirkungen der Wiederanbindung eines Altwassers an den Rhein lassen sich noch nicht einschätzen.
© Ira Richling, Germany